Vorlieben in der Wirklichkeit

Was für Fragen ich mir stelle, was ich für wichtig und unwichtig erachte, wo ich mich dazwischen einordne- all das sind Perspektiven, Wertungen, Setzungen, die einen Weg schaffen. Dementsprechend gibt es Vorlieben in der Wirklichkeit, die ich mir baue. Man macht sich nicht direkt auf die Suche nach Ideen, aber man kann sich schon öffnen und ihnen gegenüber beweglich verhalten. In diesem Sinne kann man den Zustand der Inspiration kultivieren.

Ideen an sich sind in der Kunst überschätzt, sie sind meiner Meinung nach nicht besonders wertvoll und stehen -vor allem in der bildenden Kunst- allzu oft für sich allein. Das reicht nicht. Erst die Arbeit an der Idee beweist ihren Wert oder das eigene Vermögen, ihr gegenüber. Eine Idee war dann wertvoll wenn ich ihr gerecht geworden bin, sie tragen, ihr standhalten konnte.
Weil ich mir aber die Idee auch nicht als etwas Statisches vorstellen kann, verstehe ich auch nicht genau, was sie ist. Für mich vielleicht lediglich ein Zündfunke, ein erster Ausschlaggeber, der einen Motor anwirft, mit dem eine Reise, eine Arbeit beginnt.
Außerdem sind Ideen nicht immer etwas Tolles. Wenn man nicht weiß, was man in den Händen hält, können sie auch schlimme Auswirkungen haben. Einstein hatte gute Ideen, aber seine letzten handelten nur davon, ob die davor gut waren. In diesem Sinne, geht es auch um Werte und Wertungen.

Ich glaube die große Frage, die sich die Kunst stellen muss und die sie beweisen muss, ist ob sie überhaupt wichtig ist. Ist das Kreative sinnvoll, Ideen wertvoll? Eigentlich sind sie nur im Überfluss vorhanden. In diesem Sinne hat man zu beweisen, dass man stark genug ist, diesen Weg für sich selber zu gehen, unabhängig von Brauchen oder Wirken.

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Written by Nele Herzog

Nele Herzog arbeitet seit April bei anschlaege und hat ständig das Bedürfnis Alltagsgeschichten festzuhalten. Sie führt die Interviews.