Naheliegend spektakulär

Es gibt viel, was rumlümmelt und von dem ich weiß warum ich es wie weitergemacht habe: Aus fröhlichem Gottvertrauen und Spaß an den Dingen. Woher nehme ich meine Sicherheit, dass die Dinge nicht schiefgehen? Am Anfang gibt es eine Naivität, dieses nicht drüber nachdenken ob etwas schiefgehen könnte. Warum sollte es? Ich denke nicht drüber nach, also ist die Gefahr für mich auch nicht da. Einiges was complizen Planungsbüro bisher gemacht hat, war naheliegend und erschien uns harmlos, hätte aber leicht ein Desaster werden können. Zum Beispiel die sportification-Events im ehemaligen Palast der Republik. Das waren freundliche Deals die aus jugendlicher Naivität heraus funktioniert haben. Naivität ist in vielen Momenten etwas Positives. Und mit Neugier schaut man auf Vieles relativ konkret hin. Ich habe die Fähigkeit Dinge zu sehen, zu nehmen, zu kneten und etwas Neues daraus zu machen. Das kann und macht das complizen Büro ebenso gut.

Bei uns sind Ideen wie ein Rohstoff, manchmal haben wir zu viel, das ist dann eher Inflation oder Umweltverschmutzung, aber sie sprudeln kontinuierlich und reichen aus, um uns den Motor zu befeuern. Manche Ideen tauchen auch immer wieder in unseren Arbeiten auf. Im Gegensatz zu enger aufgestellten Büros bearbeiten wir eine große Bandbreite: vom Hochbau, über den Städtebau bis zu Ausstellungen und der planungsbegleitenden Kommunikation. Ideen, wie wir arbeiten möchten sind daher sehr wichtig für uns. Das betrifft die angestrebte Komplizenschaft mit Kooperationspartnern oder auch das Thema Sport.

Unsere Projekte waren im Laufe der Jahre deshalb teilweise ein bisschen spektakulär, aber gleichzeitig sehr naheliegend. Wir bemühen uns, gerade wenn es um Transformationsprozesse im Stadtraum geht, naheliegende Lösungen zu finden, die nicht um die Ecke gedacht, sondern vor Ort entwickelt sind. In Umbruchsituationen über Veränderung und Neues nachzudenken heißt nicht, dass man es unnötig kompliziert machen muss. Auch ungewöhnliche Lösungen können einfach sein. Eine Ausstellung von uns, bei der Internationalen Bauausstellung Stadtumbau Sachsen-Anhalt in Halle, war eine Rollende, in einem Gelenkbus. Im Moment wo man so etwas vorschlägt gucken alle ganz erstaunt und sagen: Kann nicht sein, wie denn? Inhalt der Ausstellung waren sechs Orte in der Stadt. Wir haben daraus Haltestellen für den Ausstellungsbus gemacht. Im Nachhinein war es naheliegend und hat auch gut funktioniert. Einfache Lösungen, die trotzdem neu und interessant sind, das war und ist bei uns immer wichtig.

Mehr zu Andreas Haase

Written by Nele Herzog

Nele Herzog arbeitet seit April bei anschlaege und hat ständig das Bedürfnis Alltagsgeschichten festzuhalten. Sie führt die Interviews.