Selbsterklärend

Alles, auch größere Projekten wie Buchillustrationen, entsteht bei uns im Dialog, aus dem Sprechen heraus. Wir haben aber bemerkt, dass das auch Grenzen hat. Ab einem gewissen Punkt muss Daniel Ideen mit dem Stift aufs Papier bringen. Er braucht Zeitdruck, ist zielgerichteter. Doris fällt das schwer. Letztens hat sie einen Artikel gelesen indem es darum ging, dass Brainstorming totaler Quatsch ist und nicht funktioniert. Komischerweise hatte sie auch schon immer das Gefühl, dass bei ihr im Brainstorming nie etwas Gutes entsteht. Sie fühlt sich davon komisch unter Druck gesetzt. Im Nachhinein gefallen Daniel immer Doris Sachen besser. Wenn er alleine arbeitet, vermisst er ihren Klang im Bild. Mit der Zeit haben wir unseren Stil aneinander angepasst. Das war keine Absicht, eher Geschmacksfrage. Wie das so bei Ehepaaren ist, irgendwann haben die die gleiche Funktionsjacke in beige an.

Bei Editorials, die wir beispielsweise für die New York Times machen, geht es wirklich ganz konkret um eine Idee, die wir auch erst mal skizzenhaft visualisieren, bevor die Illustration dann gemacht wird. Zum Beispiel indem wir Schlagworte aus dem Text nehmen und versuchen zu den Worten Bilder zu kreieren. Die Idee, die am besten funktioniert, muss letztendlich auch ohne Beschreibung, Untertitel, Unterzeile auskommen, sondern für sich stehen können- selbsterklärend sein. Aus dem Studium haben wir beide mitgenommen, dass der Inhalt eine große Rolle einnehmen sollte. Sonst wird es nur Tapete. Wir glauben, dass dieser inhaltliche Stil, Humor und Brüche das sind, was von uns gewollt ist. Einiges kann man erst auf den zweiten Blick entdecken. Das macht für uns, aber auch für den Betrachter, den Reiz an der Arbeit aus.

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Written by Nele Herzog

Nele Herzog arbeitet seit April bei anschlaege und hat ständig das Bedürfnis Alltagsgeschichten festzuhalten. Sie führt die Interviews.