Vielleicht kitschig, aber wichtig

Ich glaube nicht, dass sich das Bar-25-Gründungsteam mal erträumt hat, eine neue Form von Wohnen und Arbeiten auf 35.000 qm zu schaffen. Ideen sind das Leitthema für das Projekt Eckwerk, es wird eine Ideenschmiede. Es geht nicht darum einfach über Jahre cool in Mitte abzuhängen. Du kriegst hier keinen Platz auf einer Warteliste, sondern solltest im Idealfall mit einer Idee reinkommen. Die kann ein kleiner Verein, oder ein Mega-Start-Up, kann eine Weltrevolution sein, aber wir wollen hier etwas schaffen und nicht nur klassisch Wohnraumbefriedigung lösen. Da entsteht keine Dynamik, keine Energie bei. Wir geben Infrastruktur, Raum, gute Vibes, vernetzen Akteure: für Menschen, die gute und nachhaltige Ideen haben.

Wohnen auch, aber nicht in Einzel-Appartments. Mit der Uni Potsdam haben wir erarbeitet wie viel Raum ein Studierender zum Leben braucht. Heraus kam, dass der Individualraum- dein abgeschlossener Bereich- ziemlich klein sein kann, wenn denn die Gemeinschaftsräume groß sind. Wir arbeiten auch mit dem Ansatz des generationsübergreifenden Unternehmertums- große Unternehmen unterhalten Forschungseinheiten und finanzieren dadurch Studenten mit. Das Gelände gehört einer Schweizer Pensionskasse, von der wir es für mehrere Jahrzehnte gepachtet haben. Prinzip Nutzen statt Besitzen, sowohl Gelände als auch Eckwerk wird uns nie gehören. Warum auch? Wo soll das Kapital herkommen? Wir haben nicht genug- aber es deswegen nicht machen? Wir müssen neue Wege gehen! Es wird keine Quadratmeterpreise geben, sondern Kosten für Nutzungseinheiten und Services, die gedeckt werden müssen. Es geht aber nicht um Gewinnmaximierung, sondern darum, Mehrwert für alle Beteiligten zu schaffen. Die Zeiten des Anti um Anti zu sein sind vorbei, man redet mit der Politik, der Wirtschaft, den Banken. Muss man auch, sonst wäre so ein Projekt nicht zu stemmen. Aber man verrät sich nicht dabei, ist sich treu. Das ist vielleicht kitschig, aber wichtig.

Es ist schließlich auch eine historische Chance seinen Kiez mitgestalten zu können. Ich finde das wird in Berlin viel zu wenig gemacht, aber Berlin ist die Stadt dafür. Umdenker aus allen Bereichen, Städten wie Detroit oder Tel Aviv gucken hierher, besuchen uns und fragen, wie wir das geschafft haben. Das ist ein wahnsinnig gutes Feedback für die Arbeit.

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Written by Nele Herzog

Nele Herzog arbeitet seit April bei anschlaege und hat ständig das Bedürfnis Alltagsgeschichten festzuhalten. Sie führt die Interviews.