Spielerische Grundhaltung

Das Potential von spielerischer Auseinandersetzung ist revolutionär: fast die Hälfte aller Deutschen spielt wöchentlich, 42 Prozent sind es 2017 gewesen, das sind 34 Millionen Deutsche. Ich glaube, dass es tatsächlich passieren wird, dass sich Schule und Bildung und alles was damit zu tun hat, grundlegend verändern wird, dadurch dass wir es einfach spielen. Was gut für die Schule ist, kann wiederum auch gut für das Teambuilding im Unternehmenskontext, oder beispielsweise die Stadt Hamburg sein, wenn sie vorhaben ein Tool partizipativ, also mit der Bevölkerung zu entwickeln. Das von mir gegründete Games Institute Austria verwendet daher Spiele und Spielemechaniken, um im Bildungs-, Kommunikations- und Fortbildungsbereich mit neuen Methoden an je situationsspezifische Fragestellungen heranzugehen.

Warum soll ein Kind still sitzen? Doch nur um den Aufwand seiner Beherrschung und Kontrolle in einem gesunden Maß zu halten. Das ist der falsche Zugang. Bei neuen Arbeitsformen, großen, modernen Firmen im Kreativbereich, geht es nicht mehr darum in Reih und Glied zu sitzen, das Selbe zu machen und eine Stechuhr zu haben. Dass das kontraproduktive Prinzipien sind, haben wir für die Arbeit bereits erkannt und sollten wir für das Schulsystem endlich auch realisieren. Es wird an vielen Orten gepredigt, dass Schule anders aussehen, interessengeleitet und individualisiert sein sollte, dass fixe Zeiten kontraproduktiv sind und die Unterteilung in Fächer eine völlig virtuelle ist. Es geht aber auch darum das tatsächlich umzusetzen und nicht nur einem Kompetenzkatalog hinzuzufügen, also die Lehrer zum Thema spielebasiertes Lernen zu schulen. Welche Spiele setze ich wie ein, wie lässt sich das pädagogisch-solide verankern? Wir versuchen da eine Kuratorenfunktion zu bieten, für Lernumgebungen die passenden Spiele zu wählen und dafür spezifische Materialien zu erarbeiten, dann über Videos aufzuzeigen, wie es in der praktischen Umsetzung aussehen kann. Dafür brauchen nicht alle IPads oder Laptops, sondern eher eine spielerische Grundhaltung Aufgabenstellungen und Problemen gegenüber.

Der Unterschied zwischen Arbeit und Spiel ist eigentlich nur der, dass meine Haltung zur Thematik die ist, dass ich jetzt spiele und nicht arbeite. Das heißt es macht Spaß, es motiviert, es lädt mich ein kreativ zu sein, mit anderen auszuprobieren.Die Tatsache dass wir Spielen nach der Grundschulausbildung nicht mehr als relevantes Mittel sehen, ist für mich ein stückweit unerklärlich. Wissen ist schon wichtig, aber die Basis darunter ist eigentlich viel elementarer. Wenn ich lerne, sollte ich lernen empathisch zu sein, zu kommunizieren, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, gerade auch wenn es um schwierigere Themen oder Beziehungen geht. Die Leute zusammen zu bringen um miteinander zu spielen oder miteinander ein Spiel zu entwickeln ist persönlichkeitsbildend in vielerlei Hinsicht- nicht nur intellektuell, sondern auch emotional und sozial.

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Written by Nele Herzog

Nele Herzog arbeitet seit April bei anschlaege und hat ständig das Bedürfnis Alltagsgeschichten festzuhalten. Sie führt die Interviews.