Doppelt so groß

Ich arbeite mit meiner Kollegin Clara Leskovar im Team und das bedeutet Austausch, Ping-Pong, strategisches Aufgaben verteilen. So bringen wir die Idee aus dem Kopf als Bekleidung an den Menschen. Früher, also nach der Schneiderlehre und vor dem Studium, als ich alleine gearbeitet habe, war die Idee meistens eher Dienstleistung. Jemand möchte etwas haben, ich muss es mir vorstellen und entwickeln. Das ist schon etwas anderes, wenn nicht im Hintergrund steht, was andere davon halten, oder ob es realistisch ist. Dieses „Lass es uns doch einfach ausprobieren“ ist wichtig in unserer Zusammenarbeit und dafür, dass Ideen Gestalt annehmen. Alleine rudere ich eher von Extremen zurück. Du sagst, geht nicht, der andere will es aber einfach machen: zusammen wird die Idee nicht kleiner, sondern doppelt so groß. Das finde ich schön.

Wir haben uns während des Grundstudiums durch Zufall in den Semesterferien in der Straßenbahn unterhalten und festgestellt, dass wir die gleichen Dinge mögen. Clara hatte so einen Job und wollte den nicht alleine machen, fragte ob mir dazu was einfiel. Das ging voll in die Hose. Wir haben Leuten für die Expo in Hannover Sachen vorgestellt, waren total überzeugt davon, aber die haben uns komplett auseinander genommen. Eigentlich hätten wir da niedergeschlagen rausgehen müssen, stattdessen dachten wir, wenn die es nicht wollen, dann halt jemand anders. Ich fand gut, dass Clara es genauso gesehen hat, obwohl wir so unterschiedliche Personen sind. Diese Schubladen haben sich in der Zusammenarbeit komplett aufgelöst. Es ging dann gar nicht mehr um den Job. Wir haben festgestellt: das hat Potential, egal was beim Studium rauskommt und mehr Projekte gemacht.

Wir sind beide keine auffälligen Typen, arbeiten viel mit harter Farbigkeit, großen, graphischen Mustern. Danach sehen wir nicht aus, aber das Bild, was wir machen, enthält beide. Es ist ein relativ hartes Frauenbild, thematisiert das Verschwimmen von Männlichkeiten und Weiblichkeiten. In dem Thema ergibt sich durch unsere unterschiedlichen Ansichten ein Hybrid, den wir beide spannend finden können. Wir reden so lange, bis wir finden, was wir beide gerne tragen würden. Ich finde gerade die Mischform interessant: wenn zum Beispiel eine relativ harte, androgyne Frau in so einem Plisseekleid mit Flamingos drauf steckt, oder eine eher weiblich aussehende Frau in einem strengen Anzug.

Mehr zu Doreen Schulz

Written by Nele Herzog

Nele Herzog arbeitet seit April bei anschlaege und hat ständig das Bedürfnis Alltagsgeschichten festzuhalten. Sie führt die Interviews.