Rechnerschaden

Ganz typisch und albern: Ich sollte für eine Schweizer Comiczeitung eine Anzeige für ein Hanfwarenhaus machen. Da habe ich ein Haus mit den drei kleinen Schweinchen drin gemalt, in der Ecke ist so ein Stück raus gebissen, ein Wolf geht gerade weg und wirkt sehr bekifft. Fand ich lustig und war ich total stolz drauf. Dann wollten die aber von diesem Kiffer-Image weg, fragten ob ich nicht was Neues schicken könnte. Ich sollte aber am nächsten Tag zu einem Comic-Festival fahren. Jedenfalls habe ich dann einen halben Tag gephotoshoppt um eine Datei herzustellen, die so aussieht wie Rechnerschaden- Pixel verschoben, Hälfte abgeschnitten- die abgeschickt, bin weggefahren. Am nächsten Tag kam der Anruf: „Du mit deiner Datei ist irgendwas kaputt!“ Und ich: „Oh das tut mir total Leid, ich weiß nicht was da passiert sein könnte, dann müsstet ihr vielleicht doch die Alte nehmen…“

Wenn ich als Teenager zuhause rumsaß und mich langweilte, habe ich immer irgendeinen Quatschcomic gemacht. Das waren echt gute Ideen. Als Freiberufler hat man aber immer eine lange Liste im Hinterkopf. Die meisten Sachen entstehen heutzutage unter Stress. Gerade bei Auftragssachen ist die Schere im Kopf echt schlimm. Schon beim Anflug einer so ein bisschen albernen Idee sagt man sofort: Nee das kann ich jetzt so nicht nehmen, das ist viel zu schräg, viel zu undergroundig. Früher hast du einen Comic für eine Schülerzeitung mit 150 Lesern gemacht, drauf los gealbert und heute machst du was im Tagesspiegel, mit 100.000er Auflage- das sind andere Leser, die älteren Generationen und du fängst an dich selbst zu zensieren.

Mehr zu Markus Mawil-Witzel

Written by Nele Herzog

Nele Herzog arbeitet seit April bei anschlaege und hat ständig das Bedürfnis Alltagsgeschichten festzuhalten. Sie führt die Interviews.