Referenzen nennen

Es gibt Schnittmengen zwischen Entscheidungen fällen und Ideen haben. Ich kann mich entscheiden, ein bestimmtes alltägliche Muster auszufüllen, bestimmte Sachen immer gleich zu machen. Ich stehe auf, gehe Zähne putzen, dann pinkeln, dann mache ich Kaffee und Brei für die Kinder, schicke die zur Schule. Es gibt aber so viele Situationen, die einen eigentlich daran hindern mal eine gute, bahnbrechende Idee zu haben. Eine, die wirklich mal etwas Anderes ist, als das was einen sowieso immer umgibt. In bestimmten Momenten, versetze ich mich in Situationen, die mein normales Denken etwas durcheinander bringen: das Fenster aufmachen und frische Luft hereinlassen, oder mit einem Freund spazieren gehen und eine Zigarre rauchen und mal gucken was dabei passiert. Man kann Selbstversuche machen um drauf zu kommen.

Aber wie hält man sie eigentlich fest, die Idee? Wenn ich jetzt zum Beispiel einen Raum erklären will, für den ich gerade eine Idee hatte, weiß ich in dem Moment wo ich das beschreibe, dass es irgendwie so ein langer, zu groß geratener Flur ist. Der ist irgendwie so ganz dunkel und dahinter steht so eine Silhouette von einem Haus, das hat eine aufgeblasene Kuppel und so eine kleine, schiefe Tür. Der, dem ich das beschreibe, stellt sich aber was ganz anderes vor als mir. Wenn ich das Bild, was beim anderen entsteht, näher an mein Bild bringen will, brauche ich Methoden, eine Skizze oder Referenzen von außen, um näher an das Zentrum zu kommen. Das machen wir im raumlabor ziemlich viel.
Ich kann zu irgendeinem Aspekt, einer Atmosphäre, einem Sound, einer Farbe, Referenzen nennen, Bilder, Soundtracks, Filme zeigen. Ich habe in den letzten Tagen häufig versucht eine Stimmung für eine Ausstellung mit einem Bild aus dem Torkowski-Film „Nostalghia“ zu erklären. Da steht ein Haus in einer Kirchenruine, es fällt von oben Licht rein und in der Kirche ist so eine Landschaft, wo eine Hütte drinsteht. In der Hütte sitzt einer mit einem Schäferhund, davor ist eine Pfütze. Den Typen und den Schäferhund kannst du dir wegdenken. Und natürlich auch die Kirchenruine, wir befinden uns in einem ganz anderen Betonraum. Es geht um das Haus im Haus, man kommt wo rein und dahinten ist eine neblige Landschaft wo eine Hütte drin steht- das meine ich.

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Written by Nele Herzog

Nele Herzog arbeitet seit April bei anschlaege und hat ständig das Bedürfnis Alltagsgeschichten festzuhalten. Sie führt die Interviews.