Eine einzige Regelverhandlung

Wie unterstütze und verwirkliche ich das Spielen in einer Gesellschaft, in der es oft marginalisiert wird, es schwer ist, ein Erwachsener zu sein, der auf das Spielen besteht? Ich habe mich kürzlich dazu entschieden, von mir als Spielaktivist zu sprechen. Ich würde fast alles tun um das Spielen als Prinzip voranzutreiben – natürlich innerhalb von gesetzlichen Vorschriften. Ich interessiere mich nicht dafür, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind und dann nur in der Ecke spielen zu können. Ich will wirklich zu den fundamentalen Fragen von Gesellschaft und Leben vordringen. In den meisten Kontexten und Arbeitssituationen, in denen ich mich wieder finde, ist es richtig schwer, wenn es nicht verspielt ist. Schwerer, Neues auszuprobieren, die Energie im Raum anzutreiben. Aber wenn ich mit verspielten Leuten zusammen bin und es sich festfährt, finden die neue Wege, schlagen neue Arten zu spielen vor, sie bestehen auf das Spielen, um einen anderen Bewusstseinszustand herbeizuführen. Das greift natürlich manche grundlegende Annahmen über das Arbeiten und das Erwachsensein an.

Im Gegensatz zu Games mit festgelegten Regeln emergieren die Regeln beim Spielen für mich aus dem Tun. Vielleicht ist der ganze Akt des Spielens eine einzige Regelverhandlung! Was bedeutet es also verspielt zu sein? Für mich ist es mehr eine Attitüde: du entscheidest wie du der Welt begegnest, wie du mit Menschen interagierst, wie du damit umgehst, was in deinem Leben geschieht. Nimm die Eigenschaften des Spielens, die Stimmungen, die Art wie du dich fühlst, wenn du spielst, wie du dich Dingen annäherst, wenn du sehr neugierig bist und deiner Vorstellung erlaubst, in alle möglichen Richtungen zu gehen und dich mit Menschen verbindest. Und dann stell dir das als praktische Lebenseinstellung vor, als eine Art, an alles heranzugehen. Wir mögen zwar einige gute Lösungen für unser Zusammenleben gefunden haben, aber manchmal hilft es doch, daran erinnert zu werden, dass die Dinge wirklich anders sein könnten, wir sie wirklich anders machen könnten. Wenn das Spielen ein Mensch wäre, würde dieser Mensch sagen, dass es immer eine Wahl, immer einen Ausweg für unser Tun gibt. Vielleicht können wir uns das nur nicht vorstellen und glauben deshalb, dass es nur eine richtige Lösung gibt. Verspielte Menschen beharren immer wieder darauf, dass die Welt anders sein könnte.

Ich denke dass die Verspieltheit, die Attitüde des Spiels, wirklich hilfreich in dieser komplexen, chaotischen Welt sein kann. Ich denke verspielte Menschen sind generell besser für all das gewappnet. Diese große Hypothese werde ich niemals beweisen können, aber wenigstens steckt sie hinter all meiner Arbeit.

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Written by Nele Herzog

Nele Herzog arbeitet seit April bei anschlaege und hat ständig das Bedürfnis Alltagsgeschichten festzuhalten. Sie führt die Interviews.